Als ich Mitte der Siebzigerjahre in Tirol und Salzburg dazu angehalten war, das Schifahren zu erlernen, war der Tourismus gerade im Aufschwung. Auf den Schipisten tummelten sich damals noch deutlich weniger Menschen als heute. Es war eine Zeit, als wir uns auf langsamen Einersesselliften den Hintern abfroren und wo manche Schlepplifte selbst für geübte Schifahrerinnen und Schifahrer noch eine Herausforderung waren.
Damals fand sich in jeder längeren Abfahrt meist an einer breiteren Stelle ein Baum in der Mitte der Schipiste. Obwohl links und rechts von dem Baum ausreichend Platz war, gab es Schifahrerinnen und Schifahrer, die zwar lässig wedelnd oder auch in eleganten Schwüngen aber doch zielstrebig den Baum rammten.
Ich kenne diese ominösen Unfälle selbst nur aus Erzählungen und würde in Bausch und Bogen abstreiten, dass es mir je selbst so ergangen wäre. Ich erinnere mich, dass wir Kinder dachten, diese Unfälle würden wohl nächstens passieren, wenn die letzten Hütten schließen und hoffnungslos Betrunkene sich am Baum orientierend nicht rechtzeitig die Kurve kratzten.
Doch in den folgenden Jahren war auffallend, dass die Bäume (oder die Schifahrerinnen und Schifahrer) zunehmend geschützt wurden. Waren es anfänglich nur dünne Strohmatten, so wurden schon bald größere Strohballen an die Bäume gebunden. Offenbar reichte dies aber nicht aus. So mancher Baum musste gänzlich weichen, und an den verbliebenen wurden speziell angefertigte Polster mit weit leuchtenden Signalfarben angebracht.
Ich war schon lange nicht mehr auf Schipisten unterwegs und weiß nicht, wieviele Schifahrerinnen und Schifahrer heute noch frei stehende Bäume rammen. Manche Menschen aber, und es scheint keinen Unterschied zu machen, ob sie Schifahren können oder nicht, neigen dazu, "auf offener Piste", wo rundherum nichts im Wege steht und ausreichend Platz wäre, wenn es läuft wie geschmiert, und die Zeit nicht drängt, und die Sonne scheint wie eh und je, auch dann geradewegs auf den einen Baum zuzusteuern und nicht von ihrer Bahn abzulassen.